Sollte es ein Motto geben, ist dies meines:

"Jedenfalls ist es besser, ein eckiges Etwas zu sein als ein rundes Nichts." Friedrich Hebbel

Welches Genre lest ihr?

Blutkrone; Genre: Historischer Krimi; Verlag: Net-Verlag; ISBN: 978-3-944284-07-1; Preis: 11,95 €; Erscheinungstermin: 24. Juni 2013

Samstag, 6. Juli 2013

Was haben Karl May, Marco Polo und Jules Verne gemeinsam?

Autor: Pierre Bayard
Titel: Wie man über Orte spricht, an denen man nicht 
gewesen ist
Genre: Literatur
Verlag: Kunstmann
Seiten:  224 Seiten
Gebundene Ausgabe
ISBN-13: 978-3888978258
Bestelllink
Preis: 18,95 €




Inhalt: 

Wer reist ist interessanter? Nein! 

Pierre Bayard singt ein Loblied auf den "sesshaft Reisenden". 
Karl May, Marco Polo und Jules Verne dienen dem Autor als 
lebende Beweise dafür, dass man auch über spannende Dinge sprechen und schreiben kann, ohne sie selbst gesehen zu haben. 

Mit zahlreichen Zitaten und wissenschaflichen Belegen untermauert Bayard seine These vom "sesshaft Reisenden" als "Abenteurer".


 Wie man über Orte spricht, an denen man nicht gewesen ist
Story/Handlung/Dialoge/Spannung:

Es ist Reisezeit und zu reisen, macht angeblich beliebt und interessant. Jedenfalls gaukelt uns das ein momentan laufender TV-Werbespot vor. Was ist allerdings mit denen, die nicht verreisen? Müssen sie sich von den Reisenden ins Abseits 
drängen lassen? Bayard sagt: Nein! 
Für seine These führt er berühmte Menschen aus Wissenschaft, Literatur. Philosophie und anderen Lebensbereichen an. Und zur Krönung zeigt er dem Leser, wie er sich an den Gesprächen beteiligen kann, ohne im Urlaub gewesen zu sein.

Dabei behandelt sein Buch folgende Nicht-Reisen-Themen:
1. Orte, die man nicht kennt
2. Orte, die man überflogen hat
3. Orte, die man vom Hörensagen kennt
4. Orte, die man vergessen hat

Vorweg: Pierre Bayard ist Literaturprofessor und 
Psychoanalytiker in Paris. 
Positiv: Die Fähigkeit wissenschaftlich zu arbeiten, mit Quellen umzugehen und zu recherchieren, beherrscht Bayard perfekt. Außerdem sind seine psychologischen Thesen brilliant.

Aber: Genau diese Kompetenzen rauben den Lesefluss seine Charme, sodass sich das Buch wie eine wissenschaftliche Abhandlung liest. Außerdem tragen Schachtelsätze dazu bei, dass man häufiger innehalten muss. Das ist sehr schade, denn der Inhalt 
ist brilliant. Ich wiederhole mich, weil ich euch empfehlen möchte, euch durchzukämpfen. Es lohnt sich.

Eine kleine Kostprobe, warum mir das Buch inhaltlich so gut gefallen hat:

Zitat:
"Es ist nämlich keineswegs erwiesen, dass Reisen das beste 
Mittel ist, eine unbekannte Stadt oder ein Land zu erkunden. 
Zu vermuten ist das Gegenteil, und die Erfahrung zahlreicher Schriftsteller stützt diesen Eindruck: dass man, um über einen Ort zu sprechen, am besten zu Hause bleibt." S. 12 [P. Bayard: Wie man über Orte spricht, an denen man nicht gewesen ist]

Also, wie soll man es machen?
"Über viel Einbildungskraft zu verfügen und sich unterwegs 
nicht unnötig zu verzetteln reicht indes nicht aus, um über 
Orte zu sprechen, die man nicht bereist hat. In vielen Fällen 
ist ein drittes Element notwenig, das die beiden ergänzt und 
eine genaue Berichterstattung überhaupt erst möglich macht: 
einen vertrauenswürdigen Informanten an seiner Seite zu haben."
S. 50 [P. Bayard: Wie man über Orte sprricht, an denen man nicht gewesen ist]

Alles verrate ich euch an dieser Stelle nicht, denn das Buch ist lesenswert, auch wenn
eine klassische Spannungskurve fehlt.

Fazit: unbedingt lesen!

Sterne: **** von *****

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